Seit Anfang 2020 erhalten die Auszubildenden in unseren Kitas bei der AWO pro:mensch Begleitung und Unterstützung durch drei Praxisanleitungen. Ein Modell, das bislang noch kein Standard in Kindertagesstätten ist sondern eher einen Pilotcharakter hat.
Wir haben Melli, Alex und Stefan gefragt, warum Praxisanleitung in den Kitas so wichtig ist, was genau ihren Job ausmacht und welche Ziele sie verfolgen.
Derzeit absolvieren in unseren neun Kitas insgesamt 32 Kolleg*innen eine berufsbegleitende Erzieher*innenausbildung. Berufsbegleitend bedeutet, dass unsere Kolleg*innen in Ausbildung an zwei Tagen in der Woche die Fachschule besuchen und an drei Tagen wöchentlich im praktischen Einsatz in ihrer Kita sind. Gerade dieser Mix aus Theorie und der direkten Anwendung der theoretischen Kenntnisse in der Praxis ermöglicht es den angehenden Erzieher*innen, ihren Job ganzheitlich zu erfassen.
Das ist für Melli, die seit Januar unser Team Praxisanleitung verstärkt, ein elementarer Pluspunkt der berufsbegleitenden Ausbildung. „Unsere Kolleg*innen in Ausbildung haben so die Chance, viele Dinge bereits während der Ausbildung auch ganz praktisch zu erlernen und erhalten dabei eine verlässliche Unterstützung durch uns Praxisanleiter*innen. Bei mir in der Ausbildung war das leider erst im Nachgang der Fall.“, betont Melli, die selber eine Vollzeitausbildung absolviert hat.
Praxisanleitungen erfüllen ihren Job mit einem neutralen „Blick von Aussen“, der immens wichtig ist, um die Kolleg*innen vor Ort in den Kitas zu unterstützen. Melli, Alex und Stefan kommen quasi von „extern“ in die Kitas und verstehen sich in ihrer Funktion als Vertreter*innen des Trägers für die Erzieher*innenausbildung. „Vertreter*in des Trägers“ mutet immer etwas controllingmäßig an aber bedeutet in diesem Fall, unabhängig zu begleiten, Qualitätsstandards zu vermitteln und vor allem ein offenes Ohr für die Belange der Auszubildenden zu haben.
„Wir sind keine Kontrollettis. Klar achten wir darauf, dass Qualitätsstandards eingehalten werden. Vor allem sind wir aber Begleiter*innen der Auszubildenden auf ihrem Weg hin zur pädagogischen Fachkraft. Wir stehen ihnen als Vertrauenspersonen während ihrer Ausbildung zur Seite und bieten ihnen verlässliche Reflexionsmöglichkeiten. Wir beraten unsere Kolleg*innen in Ausbildung sowohl in schulischen als auch in ganz praktischen Fragen. Ich verstehe mich quasi als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis.“, erklärt Alex, der bereits seit August 2020 als Praxisanleiter bei der AWO pro:mensch tätig ist.
Der Einsatz von Praxisanleitungen in den Kitas ist ein recht neues Modell, das von der Senatsverwaltung für Kinder, Jugend und Familie in Berlin seit 2018 gefördert wird. Bislang wurden Kolleg*innen, die eine berufsbegleitende Ausbildung in der Kita absolvierten, von internen Ausbilder*innen –also von direkten Kolleg*innen – angeleitet. Keine Frage, auch die internen Ausbilder*innen machten und machen nach wie vor einen super Job.
Allerdings bringt Stefan ein Problem, das mit interner Ausbildung im Kitaalltag einhergehen kann, exakt auf den Punkt: „Intern auszubilden, ohne externe Praxisanleitungen – da grätscht der Organisationsalltag immer wieder dazwischen.“ Darüber hinaus sind auch die Neutralitätsvorteile externer Praxisanleitungen, die ansonsten nicht im Kitageschehen eingebunden sind, nicht zu unterschätzen. Stefan beschreibt das so: „Unsere Unabhängigkeit ist so wichtig, weil wir beispielsweise vertrauliche Gespräche führen können. Was an uns seitens der Kolleg*innen in Ausbildung herangetragen wird, bleibt bei uns. Neutral und unabhängig.“
Ein so junges Berufsfeld wie das der Praxisanleitungen in Kindertagesstätten ist vor allem eines – spannend und formbar. Daher verstehen sich Melli, Alex und Stefan auch nach wie vor ein Stück weit in einer Erprobungsphase ihrer Tätigkeit. Hierin sehen sie die große Chance, ihre Tätigkeitsschwerpunkte aktiv mitzugestalten, um schlussendlich ein zielführendes Konzept für Praxisanleitungen zu erarbeiten.
Vielen Dank für diesen Einblick in euren Job, Melli, Stefan und Alex!